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Kulturpavillon Ingelheim

HILFE! 10 Beatles-Krimis - Nicht nur für Fans der Pilz-Köpfe

Donnerstag, 9. Juni 2011

HILFE! 10 Beatles-Krimis - Nicht nur für Fans der Pilz-Köpfe

Krimi-Rezension von Jörg Völker

Richard Lifka & Christian Pfarr haben ein mordsmäßiges Buch mit Beatles-Krimis für alle Beatles-Fans geschrieben egal ob Einsteiger oder Fortgeschrittene! Da bleibt keine Frage offen: Wer hat die Pilzkopf-Frisur wirklich erfunden? Woher stammt die weltberühmte Melodie zu Yesterday tatsächlich? Welche Verschwörer hatten bei Johns Ermordung auch ihre Finger im Spiel? Wie stark polarisiert Yoko Ono heute noch die Lennon-Fans?

Oder: In welcher Gefahr schwebte Ringo Starr damals bei den Dreharbeiten zu Help!? Lifka/Pfarr kombinieren ihr umfangreiches Wissen von Leben und Werk der Beatles mit Krimihandlungen und fast alle Personen sind völlig frei erfunden, eventuelle Ähnlichkeiten sind jedoch nicht immer rein zufällig ... (Verlags-Info)

Der Leinpfad-Verlag veröffentlicht mit dem Buch „Hilfe! 10 Beatles-Krimis“ ein Werk nicht nur für Beatles-Fans!

Persönliche Meinung:
4,5 Sterne (von 5 möglichen)
Es ist ein kunstvoller, aber nicht künstlicher oder gar konstruierter Ausflug in Leben und Werk der weltberühmten „Pilzköpfe“.

Songtexte der Beatles oder Liedzeilen aus denselben, Orte oder Momente aus dem Leben der Musiker bilden den Aufhänger für Erzählungen mit raffinierten oder weniger raffinierten, dafür aber immer spannenden Verbrechen oder sind Auslöser dazu.

Herausgekommen sind kleine, oft mit einem Augenzwinkern erzählte Geschichten, die so natürlich nicht geschehen sind, aber vielleicht hätten passieren können. Man weiß ja nie!

Eine wundervolle Unterhaltung für jeden Leser, und ein ganz großes Vergnügen für den Beatle-Mania oder -Kenner.

Den gut informierten Autoren ist zu danken! Für das Verlagsprogramm ist das Buch eine Bereicherung.

HILFE! 10 Beatles Krimis ist broschiert (160 Seiten) im Leinpfad Verlag für 11,90 Euro erschienen.

http://krimikiosk.blogspot.com/2011/06/hilfe-10-beatles-krimis-nicht-nur-fur.html

Sonnenkönig Rezension

 

Veröffentlicht von anica am April 27, 2011

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Wir alle kennen – nicht nur aus der jüngeren Vergangenheit – die großen Schlagzeilen zum Thema Unterschlagung, Geldwäsche, Erpressung, Entführung oder gar Mord zur Vertuschung. Richard Lifka widmet sich ausführlich all diesen Themen und verwebt sie in einem dichten Geflecht aus Einzelschicksalen, die sich langsam und allmählich immer enger mit einander verknoten. Der erfahrene Krimiautor Lifka zieht alle Register seiner Kunst, um den Leser bei der Stange zu halten und versteht es immer wieder eine unerwartete Wendung einzusetzen.

Sonnenkönig

Die Handlung wird mehr oder weniger von fünf Figuren getragen. Dem Privatdetektiv Ninus Hagen, der Feme fatale et fragile Carla Cosian, dem Kaffee liebenden Hauptkommissar Wanninger (auch Beppo genannt), der rothaarigen Journalistin Lena Rotmilch sowie dem diabolisch, sich selbst als Sonnenkönig bezeichnenden Andrej Rolozko. Man wird als Leser mitten in die kriminellen Geschehnisse der Medienwelt Wiesbadens geworfen. Dort muss man sich erst einmal zurecht finden, was sich angesichts der Fülle an Charakteren und Sprüngen in der Handlung etwas schwierig gestaltet. Nach dem der Autor notdürftig die ersten Orientierungspunkte gegeben hat, rast auch schon der D-Zug von Episoden los.

In kurzen Momentaufnahmen führt der Erzähler an einem dünnen roten Faden durch die Handlung. Die Erzählgeschwindigkeit nimmt immer mehr zu. So hastet man von Morden, Entführungen und Erpressungen zu wilden Schießereien an den anheimelnden Orten rund um Wiesbaden und Frankfurt (Main). Die dramatischen Ereignisse finden immer wieder Ruhemomente, die bereits den nächsten explosiven Schlag oder die unglaubliche Enthüllung einer vergangenen Verstrickung zutage befördert.

Der Roman „Sonnenkönig“ macht es dem Leser zwar nicht leicht hineinzufinden und die einzelnen Episoden – die teils inhaltlich teils chronologisch sprunghaft wechseln – in ein sinniges Gesamtgefüge zu ordnen. Doch nachdem ersten Kapitel bricht dieser Staudamm und die Handlung fließt rasend schnell vor sich hin. Die Dynamik der Ereignisse nimmt immer mehr zu und überrascht mit unerwarteten Wendungen und Zusammenhängen, die manchmal bereits angedeutet waren doch meistens unvorhergesehen waren. Lifka gelingt es immer wieder, in einer betont schnörkellosen Art eine Geschichte um Macht, Geld, Gier und große Emotionen zu erzählen, die an keiner Stelle aufgesetzt wirkt. In überzeugenden – weil authentisch wirkenden – Sequenzen schafft er streckenweise sogar tiefgründige Charaktere, deren Handeln nicht immer logisch, doch aber menschlich ist. Der Autor gibt uns viele Gesichter zu seiner Handlung. So schafft er dem Leser immer wieder die Ruhepausen, die rasante Handlung Revue passieren zu lassen und erleichtert ihm so, dem Geschehen zu folgen. Lifka kann nicht nur dieses Tempo sondern auch die Spannung durchweg halten und enttäuscht den Leser nur äußerst selten.

Fazit

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Fazit

Alles in allem ist „Der Sonnenkönig“ ein sehr unterhaltsamer Roman, der durch seine deutlichen Bezüge zu realen Orten in Deutschland sich eine einzigartige Authentizität verschafft und vermitteln kann. An einigen Stellen erscheint das Geschriebene zwar karikaturenhaft, wie zum Beispiel die Namenswahl der Charaktere, oder oft eher typisierende Beschreibung der Nebencharaktere wie Kordula Crown. Definitiv ist der Roman eine gelungene Unterhaltungslektüre und ideal für alle längeren Zugfahrten.

Gesamtwertung

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70

 

Lifka/Pfarr Beatles-Krimis

Hilfe! 10 Beatles-Krimis

Hilfe! 10 Beatles-Krimis

ERSCHEINT AM 31. MAI!

Christian Pfarr/Richard Lifka

Wussten Sie als Beatles-Fan schon –

– in welcher Gefahr Ringo Starr damals bei den Dreharbeiten zu Help! schwebte? (Hilfe!)

– woher Pauls Inspiration zum Welthit Yesterday stammte? (Vorgestern)

– wie der Diebstahl des berühmten Jumbo von George das Leben von zwei kleinen Jungs total veränderte? (Beichtgeheimnis)

– welcher Maxwell den Hammer tatsächlich schwang? (Max aus Silberhammer)

– wer bei Johns Ermordung noch die Finger im Spiel hatte? (Stell dir vor)

– wer die einmalige Pilzkopf-Frisur wirklich erfunden hat? (Ein Tag im Leben)

– wie viele Verbrechen man während der 23 Sekunden von Her Majesty begehen kann? (Idseschdem röh)

Kenntnisreich kombinieren Lifka/Pfarr ihr umfangreiches Wissen von Leben und Werk der Beatles mit Krimihandlungen, die so bizarr, spannend, überraschend oder witzig sind, dass man nur warnen kann:

Die Krimihandlung und fast alle Personen sind völlig frei erfunden, eventuelle Ähnlichkeiten sind jedoch nicht immer rein zufällig …

Für viele Leserinnen und Leser werden die 10 Beatles-Krimis von Hilfe! auch zu einer Reise in die eigene Vergangenheit, nämlich in das Lebensgefühl der 60er-, 70er-Jahre – eine Magical Mystery Tour.

ISBN 978-3-942291-24-8, 160 S., Klappenbroschur, 2011

ERSCHEINT AM 31. MAI!

Die Autoren:
Richard Lifka (*1955) wuchs in Wiesbaden auf, wo er, mindestens bis er 64 ist, auch weiterhin wohnen möchte. Im Januar 1968 wurde ihm die Single-Schallplatte einer langmähnigen Musikgruppe aus Liverpool geschenkt, auf deren B-Seite jemand meinte, er sei das Walross. Um diesen Text zu verstehen, studierte er später Politik, Geschichte und Soziologie in Mainz und Frankfurt am Main und es hat gewirkt: Bis heute blieb er beharrlicher Fan der englischen Pilzköpfe. Seine Frau lernte er beim siebenminütigen Bluestanzen zu Hey Jude kennen. Von 1983 bis 1989 brachte er als Dozent an der Universität in Iasi/Rumänien den Studenten Literaturwissenschaft und deutsche Kulturgeschichte näher. Gerüchten zufolge seien in dieser Zeit mehrmals Lieder wie Come together oder Revolution No. 9 im ehrwürdigen Universitätsgebäude zu hören gewesen, was den rumänischen Geheimdienst Securitate veranlasste, Mikrofone in den Hörsälen zu installieren. Seit 1990 ist Richard Lifka selbstständig als freier Autor und Journalist, Mitglied in der Autorengruppe deutschsprachiger Krimiautoren Das Syndikat und im DVPJ (Deutscher Verband der Pressejournalisten). Wenn er nicht gerade Paperback Writer hört, schreibt er Kriminalromane, Erzählungen und Kurzkrimis, leitet Schreibwerkstätten oder organisiert das Wiesbadener Krimistipendium Trio Mortale. In seinem letzten Kriminalroman Sonnenkönig hat er einen Privatdetektiv kreiert, der zwar auch auf Led Zeppelin steht, aber auch dessen große Liebe sind und bleiben die Beatles.

Christian Pfarr wurde 1959 in Hanau geboren, in dessen Umland seinerzeit Unteroffizier Elvis Presley im Auftrag der US-Army für Sicherheit und Rock’n’Roll sorgte. Aufgewachsen ist Pfarr im unterfränkischen Alzenau; dort hatte er auch seine erste Begegnung mit den Fab Four: Die ältere Cousine hing sich auf dem Höhepunkt der Beatlemania 1964/65 einen kleinen Plastik-Beatle an das Wirbelbrett ihrer Wandergitarre. Er begann sich altersbedingt erst in dem Moment für Rockmusik zu interessieren, als sich die Beatles gerade aufgelöst hatten und darf deshalb eigentlich gar nicht mitreden. Tut es aber trotzdem, denn das Studium der Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Publizistik in Mainz, mit einer Magisterarbeit über Santana zum Schluss, befähigte ihn für musikjournalistische Tätigkeiten bei Mainzer Tageszeitungen, später beim Südwestfunk und seit 1998 beim Radiosender SWR1, der zwar nicht nur Beatles-Songs spielt, aber fast ausschließlich Musik, die es ohne die Beatles gar nicht geben würde (oder die zumindest ganz anders klänge). Schrieb Sachbücher und Songtexte, Theaterstücke und Erzählungen, darunter immer wieder Krimis und Krimiähnliches. Betätigt sich auch als Komponist, geht aber auf diesem Gebiet einer direkten Konkurrenz mit den Beatles aus dem Weg. Zuletzt veröffentlicht: Märchen, Verbrecher und Füchse. Drei Geschichten nicht ganz nach den Brüdern Grimm bei Lermann/Mainz 2010.

Leseproben:
I read the news today, oh boy
About a lucky man who made the grade

„Als auch noch George den Löffel abgab, musste ich handeln. So langsam sterben mir die Zeugen weg. Die Welt soll endlich erfahren, wie es wirklich war. Seit vierzig Jahren behaupten sie, Astrid sei es gewesen. Das ist glatt gelogen, stimmt einfach nicht.
Ich hatte die Idee. Die alten Griechen und Römer oder auch dieser Schauspieler Jean Marais waren meine Vorbilder. Die Deutschen hatten doch noch immer diesen Hitler-Schnitt drauf. Ausprobiert haben wir die neue Frisur zunächst an Stuart. Ich weiß es noch wie heute. In Paris, in einem Hotelzimmer. Paul hat rumgezickt und John hat vor dem Spiegel einen Lachanfall nach dem anderen bekommen.“
Er schiebt den Vorhang langsam zur Seite. ‚Am Brunnenhof’ fahren Polizeiautos vor, Streifenwagen mit blinkendem Blaulicht und Transporter des MEKs. Im Haus gegenüber laufen maskierte Scharfschützen die Treppen hinauf. Auf dem Dach, hinter den Schornsteinen, erkennt er ausgerichtete Gewehrläufe. Er lässt den Vorhang wieder los und schlurft auf die kleine, geflieste Dachterrasse auf der anderen Seite der Wohnung. In der Paul-Roosen-Straße das gleiche Bild. Aber das interessiert ihn nicht. Denn von hier aus blickt er direkt in das Zimmer! Das Zimmer im ersten Stock, über dem ehemaligen Bambi-Kino.
(aus: Ein Tag im Leben, in: Lifka/Pfarr, Hilfe! 10 Beatles-Krimis)

Pete war mit seiner Beatles-Tribut-Gruppe The ReLennon Band kurz nach der Wiedervereinigung nach Neuruppin zu einem Konzert gekommen. Nancys Mutter Julia, die zu dieser Zeit - mauerbedingt etwas verspätet - ein hysterischer Fan englischer Rock- und Pop Gruppen war, hatte sich, in Ermanglung des Originals, unsterblich in die Lennon-Imitation verliebt. Als dann aus den Lautsprechern Julia, Julia, morning moon, touch me erklang, war es um sie geschehen. Flugs zog sie ihren Schlüpfer aus und schleuderte ihn Pete vor die Füße, ganz so, wie sie es in alten Ausgaben der ‚Bravo’ gelesen hatte. Pete Magil ließ sich nicht zwei Mal bitten, schleppte die wie auf Wolken schwebende Julia ab und vertrieb sich mit ihr die öde Hotelzimmernacht. Am nächsten Morgen tourte die Band weiter. Julia hatte bei dem Rockmusiker anscheinend keinen bleibenden Eindruck hinterlassen, jedenfalls meldete er sich nicht mehr.
Umgekehrt war die Impression stärker gewesen und erblickte neun Monate später in Form von Nancy das brandenburgische Licht der Welt. Julia hatte irgendwann Magils Adresse ausfindig gemacht und ihm geschrieben. Nachdem Julia ihm beteuert hatte, dass sie keine finanziellen Ansprüche stellen würde, hatte er die Vaterschaft anerkannt, die sich dann auch lediglich auf Postkarten und Briefe von irgendwo aus irgendeinem Land beschränkte. ‘Dear Nancy …’
Seit ihrem 16. Geburtstag hatte Nancy nichts mehr von Papa Pete gehört, aber der Name Nancy war geblieben. Julia hatte nie wieder für einen Mann den Schlüpfer ausgezogen und ihm vor die Füße geworfen. Sie hatte sich in einen anderen Kerl verliebt, einen Schotten namens Johnny Walker.
(aus: Waschbärenjagd, in: Lifka/Pfarr, Hilfe! 10 Beatles-Krimis)

Mord vor Ort

05.05.2011 - WIESBADEN

KRIMI-STIPENDIUM Drei Schriftsteller sind im Literaturhaus eingezogen

VB). Ein Hühner-Blutbad in der Küche, ein Mordplan bei Instant-Kaffee und in der Dunkelheit aufblendende Scheinwerfer - zum Willkommen der drei neuen Krimi-Stipendiaten im Literaturhaus las Kulturdezernentin Rita Thies aus den Anfängen dreier Romane.

Welche Motive jeweils zu den Büchern Brigitte Glasers, Beate Maxians und Rainer Würths gehören, müsste bis zum Ende ihres vierwöchigen Aufenthalts in der Stadt geklärt sein. Brigitte Glaser legt die kulinarischsten Titel vor, der Tod hat einen festen Platz auf den Covern der Romane Beate Maxians, und Rainer Würth deckt als Journalist und Autor kommunale Sumpfgebiete auf. Ob er da auch in Wiesbaden Anlass und Gelegenheit findet? Jedenfalls ist das Stipendium verbunden mit der Auflage, vor Ort einen Kurzkrimi zu schreiben. Vielleicht folgen sie im Begleitprogramm (von Richard Lifka für sie zusammengestellt), auch der Empfehlung der Dezernentin, in die Unterwelt der Wasserkanäle der hessischen Landeshauptstadt einzutauchen.

Zu Vorstellung der drei Autoren am Dienstagabend aber bleiben sie vorerst auf der Beletage der Villa Clementine, wo sie unterhalb der gerade bezogenen Atelierwohnungen in Empfang genommen wurden.

Was sie vom Aufenthalt in Wiesbaden erwarten - nachdem die in Österreich aufgewachsene Beate Maxian hier noch keine richtigen Semmeln entdecken konnte? Sie will sich dann eben von anderem „überraschen lassen“ und ebenso wie Rainer Wühr ein „Flaneur-Dasein genießen“, während Brigitte Glaser Wiesbaden als „schicke Stadt, weiß und sauber“ in Erinnerung behalten hat und jetzt einfach mal schauen will, „was passiert“.

Alle drei freilich wollen sich mit den Wiesbaden-Krimis ihrer Vorgängerinnen und Vorgänger beschäftigen - damit sie die Motive aus der Unterwelt der Stadt nicht doppeln.

 

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Die Trio Mortale-Krimi-Stipendiaten Brigitte Glaser, Beate Maxian und Rainer Würth im Literaturhaus (von links). Foto: RMB/Heiko Kubenka

Mord im Tiefbauamt

 

„Schwarzer Freitag“ im Literaturhaus Villa Clementine: Vier regionale Autoren lesen aus ihren eigens für diesen Abend geschriebenen Kurzkrimis.

Rundschau

Die Wiesbadener Krimiautoren Richard Lifka und Christiane Geldmacher
Foto: rolf oeser

Der Freitag genießt keinen guten Ruf. Abergläubigen gilt er in der Kombination mit der Zahl 13 als Unglückstag, und als „Schwarzer Freitag“ ging er bereits mehrmals in die Geschichte ein. In der Vergangenheit krachte die Börse an einem Freitag tatsächlich öfter zusammen.

Dem übel beleumdeten Wochentag widmete der Wiesbadener Kriminalautor Alexander Pfeiffer während des „Wiesbadener Krimiherbstes“ nun einen eigenen Literaturabend. Dafür bat er vier Kollegen aus der Region, zum Thema „Schwarzer Freitag“ eigens einen Kurzkrimi zu schreiben. Den zahlreichen Zuhörern im Literaturhaus präsentierten die Autoren sehr verschiedene, gleichwohl allesamt unterhaltsame Ergebnisse.

Der Schriftsteller Richard Lifka aus Wiesbaden lässt an jenem Tag einen geschwätzigen Räuber die Frauensteiner Volksbank überfallen. Doch der vermeintlich perfekte Plan misslingt, seine Verflossene kommt ihm in die Quere und macht fette Beute.

Die Autorin Christiane Geldmacher lebt ebenfalls in Wiesbaden und macht ihrem Ärger über die Dauerbaustelle Fußgängerzone im Kurzkrimi Luft: Zwei Bauarbeitern platzt eines Tages beim Pflastern der Kragen und sie bringen zwei Mitarbeiter des Tiefbauamts um – ein „Schwarzer Freitag für das Tiefbauamt“.

Wie seine beiden Kollegen studierte auch der in Darmstadt beheimatete Autor Michael Kibler einst Germanistik. Als einziger der vier schrieb er jedoch eine Geschichte, die nicht in Wiesbaden, sondern in Norwegen spielt. Ein Profikiller mit dem Spitznamen „Freitag“ (er tötet nur freitags) bereitet sich darauf vor, den Chef einer Bank aus der Ferne zu erschießen. Ein Job, der ihm nicht nur viel Geld, sondern auch Prestige in der Branche einbringen soll. Der Erfolg soll ihn zur Nummer Eins unter den Auftragskillern machen. Aber die Konkurrenz schläft nicht.

Ehehöllen und Auftragskiller

Bei Susanne Kronenberg kommt der „Schwarze Freitag“ in Gestalt eines gleichnamigen Katers daher. Das Tier wird zum Auslöser eines finalen Befreiungsschlags, mit dem sich eine misshandelte Frau aus einer jahrelangen Ehehölle losmacht. „Ich lege meine Krimis psychologisch an, es sind immer Beziehungstaten“, erläuterte die Autorin, die von Haus aus Innenarchitektin ist und früher als Redakteurin arbeitete. Elf Jahre lang wohnte sie in Wiesbaden, für sie eine Stadt von „beklemmender Beschaulichkeit“.

Eine reale Stadt als Tatort zu wählen, mache es dem Autor wie auch dem Leser leichter, sagte Kronenberg in der anschließenden Diskussion über das Genre des Regionalkrimis. Sie erfinde aber stets auch Schauplätze hinzu. Ohnehin müsse die Handlung funktionieren, ohne dass der Leser den Ort kenne, stellte Lifka klar. Sein Kollege Kibler verwies darauf, dass bei guten Krimis die Bezeichnung „Regionalkrimi“ eine „reine Marketing-Entscheidung des Verlages“ sei, „wohl wissend, dass das Buch dann außerhalb eines Radiuses von 40 Kilometern weniger gekauft wird.“

Der Krimiherbst dauert noch bis zum kommenden Freitag.

Fantasien eines Wochentags

KRIMIHERBST "Schwarzer Freitag" im Literaturhaus
Vom 22.11.2010
Von Viola Bolduan Wiesbaden. Natürlich war`s am Freitag und am Abend auch zu dunkler Zeit. Das Motto der Krimiherbst-Veranstaltung "Schwarzer Freitag" mit lokal-regionalen Krimiautorinnen und -autoren im Literaturhaus war beherzigt im Outfit der Beteiligten und über das Äußerliche hinaus Thema und Titel der speziell für diese Lesung konzipierten Kurzkrimis. Wäre Alexander Pfeiffer nicht kompetent freundlicher Moderator des Abends - auch er hätte einen schreiben können. So also stellte er vor voll besetztem Saal die Kollegen/innen vor und gab den kulturhistorischen Hintergrund für die Bedeutung des Begriffs. Sicher, der "Schwarze Freitag" bedeutet Unheil, Zusammenbruch, Katastrophe - ob nun christlich-religiös oder weltwirtschaftlich. Vielfalt eines Themas Die vier vorgestellten Geschichten setzen dies voraus, wenn sie ihr Spiel treiben mit dem Wochentag und seinem Namen, den ja auch Robinson Crusoes Gefährte trägt. Und es fortsetzen in der Durchlässigkeit von Fiktion und Wiedererkennbarkeit des Wiesbadener Schauplatzes. So einheitlich die Themensetzung, so unterschiedlich Handlungen, Konstellationen, Atmosphären, Rhythmen und Stimmen dieser Kurzkrimis. Und diese Vielfalt tat einem Leseabend gut, der selbst ja auch vom notwendigen Bestandteil eines Krimis, der unterhaltsamen Spannung, zehren soll. Die Auflösung, die nach Aussage der Mitwirkenden ebenfalls zum Metier dazugehört, geriet dann etwas zäh - das Publikum nämlich hatte zum Schluss keine Fragen mehr. Es hatte zugehört. Parodie und Parabel Richard Lifkas flottem Ton des als Ansprache getarnten inneren Monologs eines Frauensteiners, der sich in der Exercice eines Banküberfalls gründlich verholpert und dem Autor damit eine Krimi-Parodie gelingen lässt. Christiane Geldmachers Text ist dagegen von eisiger Kritik an Wiesbadens tiefbauamtlichen Eingriffen in die Fußgängerzone: Die Pflasterarbeiten dauern so lange, weil hier Leichen versteckt sind! Eine Parabel. Nachdem Michael Kibler als Wiesbadener Krimistipendiat aus Darmstadt seine Leiche im Keller des Literaturhauses schon gefunden hatte, darf sein neuer Kurzkrimi ortlos sein. Aufs Präziseste im Minutentakt einer Auftragskillerarbeit durchstrukturiert, packt die Geschichte vom Ranking auch innerhalb dieser Profession ungemein in ihrem sanft vorgetragenen Zynismus. Da geht Susanne Kronenberger doch behutsamer mit uns und ihren Figuren um, indem voraussehbar ist, wie die Beziehungsgeschichte zwischen sanfter Frau, brutalem Mann und schwarzem Kater ausgehen wird. Zumal hinter Sonnenbergs Buchsbaumhecken. Schade wär`s, all diese Texte seien nur zum Vor- und nicht Nachlesen gewesen. An eine Publikation ist nicht gedacht?

Spannende Geschichten und Gänsehaut sind garantiert

Kultur (Rhein-Main)

Schwarzer Freitag: Kurzkrimis in der Villa Clementine am 19. Nov.

(15.11.10) Wiesbaden - In der Lesung „Schwarzer Freitag“ am Freitag, 19. November, um 20 Uhr in der Villa Clementine werden vier Kriminalautorinnen und -autoren jeweils einen exklusiv für diesen Abend geschriebenen Kurzkrimi mit dem Titel „Schwarzer Freitag“ zum Besten geben. Spannende Geschichten und Gänsehaut sind garantiert. Veranstalter des Abends ist das Literaturhaus Villa Clementine in Kooperation mit „Autorentreffen Dostojewskis Erben“.
Der Wiesbadener Richard Lifka ist seit 1990 selbstständig als freier Autor und Journalist tätig. Er ist Mitglied in der Autorengruppe deutschsprachiger Krimiautoren "Das Syndikat”, der „A.I.E.P.“ (der internationalen Kriminalschriftsteller-Vereinigung) und im DVPJ (Deutscher Verband der Pressejournalisten). Er schreibt unter seinem Namen Kriminalromane, Erzählungen und Kurzkrimis. Wenn er zusammen mit seinem Co-Autor Joachim Biehl schreibt, nennt er sich manchmal Elka Vrowenstein. Seit 2007 leitet er Schreibwerkstätten zum Thema „Krimischreiben“. Mit „Sonnenkönig“ legte er in diesem Jahr seinen ersten Kriminalroman im Alleingang vor (s. Besprechung in Frankfurt-Live.com in der Bücher-Rubik).
Susanne Kronenberg stürzt ihre Heldin Norma Tann in ihrem neuen Krimi „Kunstgriff“ erneut in die kriminellen Abgründe der hessischen Landeshauptstadt. Den Jugendbüchern und Pferdefachbüchern folgten schnell die Reiterkrimis und schließlich die Wiesbaden-Krimis. Denn auch das Nachspüren realer regionaler Geschehnisse gehört zu Kronenbergs Interessengebieten.
Michael Kibler suchte mit dem Roman „Schattenwasser“ in diesem Sommer seinen bevorzugten Tatort Darmstadt zum vierten Mal heim. Schwerpunkt des Schriftstellers sind Krimis. Deshalb ist er ebenfalls Mitglied in „Das Syndikat“. Aber er ist auch Sachbuchautor. Zusätzlich zu seiner Tätigkeit als Autor bietet Michael Kibler in seinem Programm „Kibler erleben“ Lesungen, Stadtführungen durch Darmstadt oder auch Schreib-Workshops an.
Christiane Geldmacher veröffentlichte ihre kriminellen Kurzgeschichten bislang in Anthologien wie „WM blutrot“ und macht als „Blogofficer Anobella“ das Internet unsicher. Sie arbeitet als Autorin, Lektorin und Journalistin. Darüber hinaus ist sie Mitglied des Deutschen Journalistenverbands und des VFLL Verband Freier Lektoren und Lektorinnen.
Der Wiesbadener Kriminalautor Alexander Pfeiffer wird durch den Abend führen und die vier Autoren ins Kreuzverhör nehmen. Der Eintritt kostet acht, ermäßigt sieben Euro. Reservierungen sind unter (0611)3415837 oder literaturhaus-wiesbaden@freenet.de möglich.
Literaturhaus, Villa Clementine, Wiesbaden, Frankfurter Straße1 / Ecke Wilhelmstraße; Tel: (0611)315020 (hbh)

Dostojewskis Fluch: Trio Mortale als „Höhepunkt“ im Wiesbadener Krimiherbst

04.11.2010 - WIESBADEN Von Viola Bolduan

Die literaturgeschichtliche Bedeutung der Stadt ist überschaubar. Gustav-Freytag-Denkmal im Kurpark, Dostojewski-Büste am Nizzaplätzchen. Immerhin. Wenn zwei Autorinnen und ein Autor nach Wiesbaden zu einem mehrwöchigen Stipendiumsaufenthalt eingeladen werden, dann liegt es auf der Hand, dass sie sich zu beiden Kollegen hingezogen fühlen. Als Krimi-Experten mehr zum Meister epischer Psychodramen aus Russland als zum ziemlich vergessenen deutschen Kulturliberalen. Gustav Freytag bleibt daher auch in Prosa aus Stein, während unser Spielcasino-Besucher aus Russland kuriose Lebendigkeit entfaltet. Wo anders als an der Griechischen (Russischen) Kapelle am Neroberg. Und am Mittwochabend im Literaturhaus.

Als „besonderen Höhepunkt“ im Krimiherbst kündigt Kulturdezernentin Rita Thies die Buchpremiere für den zweiten Band „Wiesbadener Kriminalgeschichten“ unter dem Titel „Trio Mortale“ an, erschienen im Brücken Verlag (Wiesbaden) an.

Anni Bürkl aus Wien, die Hamburgerin Regula Venske und Horst Eckert, Krimi-Experte aus dem Rheinland, hatten sich im Frühjahr während ihres Stipendiums in Wiesbaden zwischen Freytag-Denkmal und Dostojewski-Büste ihre Kurzgeschichten ausgedacht. Neben Kurpark und Kurhaus fehlt auch das Theater nicht als Tatort und das Pfingstreitturnier nicht als glamouröser Hintergrund krimineller Machenschaften für Eckerts „König der Stadt“, den örtlichen Russen-Mafiaboss. Dessen Frau Elena widmet sich Dostojewski lediglich lesend, während Regula Venske ihm eine aufwühlende Liaison mit Fanny Lewald andichtet, an dessen Ende Dostojewski Wiesbaden verflucht. Ein Treffen der beiden im 19. Jahrhundert wäre möglich gewesen – und damit auch „Fannys Fluch“. Das weiß man aber erst aus Briefen, die ihre Autorin Venske erfunden hat, Altertümlichkeitsregeln beachtend.

„Künstler-Wettstreit“

Ihr Kollege Horst Eckert widmet sich Aktuellerem in seinem Text: Ein Ministerpräsident nimmt seinen Hut, Politik und Polizei halten diverse Verbindungen zur ansässigen Russenmafia, wobei der Mord dann doch aus privaten Gründen geschieht. Hier geht es um Handfestes. Im „Künstler-Wettstreit“ von Anni Bürkl um Grenzverwischung: Liegt auf dem Springbrunnen des Bowling Greens tatsächlich ein Toter, oder muss Krimiautor Kerrheimer Fiktionen leibhaftig erleben, weil er sie nicht schreiben kann?

Obwohl am selben Schauplatz verortet, sind Themen, Form und Atmosphäre der drei Kurzkrimis höchst unterschiedlich, verraten eben die Handschrift der jeweiligen Autorin und des Autors. Eines aber stimmt für alle: Eine Stadt, die so viel kriminelle Schreib-Energien freisetzt, muss eine sichere sein. Für Stipendiaten allemal.