Veröffentlicht von anica am April 27, 2011
Wir alle kennen – nicht nur aus der jüngeren Vergangenheit – die großen Schlagzeilen zum Thema Unterschlagung, Geldwäsche, Erpressung, Entführung oder gar Mord zur Vertuschung. Richard Lifka widmet sich ausführlich all diesen Themen und verwebt sie in einem dichten Geflecht aus Einzelschicksalen, die sich langsam und allmählich immer enger mit einander verknoten. Der erfahrene Krimiautor Lifka zieht alle Register seiner Kunst, um den Leser bei der Stange zu halten und versteht es immer wieder eine unerwartete Wendung einzusetzen. Die Handlung wird mehr oder weniger von fünf Figuren getragen. Dem Privatdetektiv Ninus Hagen, der Feme fatale et fragile Carla Cosian, dem Kaffee liebenden Hauptkommissar Wanninger (auch Beppo genannt), der rothaarigen Journalistin Lena Rotmilch sowie dem diabolisch, sich selbst als Sonnenkönig bezeichnenden Andrej Rolozko. Man wird als Leser mitten in die kriminellen Geschehnisse der Medienwelt Wiesbadens geworfen. Dort muss man sich erst einmal zurecht finden, was sich angesichts der Fülle an Charakteren und Sprüngen in der Handlung etwas schwierig gestaltet. Nach dem der Autor notdürftig die ersten Orientierungspunkte gegeben hat, rast auch schon der D-Zug von Episoden los. In kurzen Momentaufnahmen führt der Erzähler an einem dünnen roten Faden durch die Handlung. Die Erzählgeschwindigkeit nimmt immer mehr zu. So hastet man von Morden, Entführungen und Erpressungen zu wilden Schießereien an den anheimelnden Orten rund um Wiesbaden und Frankfurt (Main). Die dramatischen Ereignisse finden immer wieder Ruhemomente, die bereits den nächsten explosiven Schlag oder die unglaubliche Enthüllung einer vergangenen Verstrickung zutage befördert. Der Roman „Sonnenkönig“ macht es dem Leser zwar nicht leicht hineinzufinden und die einzelnen Episoden – die teils inhaltlich teils chronologisch sprunghaft wechseln – in ein sinniges Gesamtgefüge zu ordnen. Doch nachdem ersten Kapitel bricht dieser Staudamm und die Handlung fließt rasend schnell vor sich hin. Die Dynamik der Ereignisse nimmt immer mehr zu und überrascht mit unerwarteten Wendungen und Zusammenhängen, die manchmal bereits angedeutet waren doch meistens unvorhergesehen waren. Lifka gelingt es immer wieder, in einer betont schnörkellosen Art eine Geschichte um Macht, Geld, Gier und große Emotionen zu erzählen, die an keiner Stelle aufgesetzt wirkt. In überzeugenden – weil authentisch wirkenden – Sequenzen schafft er streckenweise sogar tiefgründige Charaktere, deren Handeln nicht immer logisch, doch aber menschlich ist. Der Autor gibt uns viele Gesichter zu seiner Handlung. So schafft er dem Leser immer wieder die Ruhepausen, die rasante Handlung Revue passieren zu lassen und erleichtert ihm so, dem Geschehen zu folgen. Lifka kann nicht nur dieses Tempo sondern auch die Spannung durchweg halten und enttäuscht den Leser nur äußerst selten. |
Fazit
Fazit | Alles in allem ist „Der Sonnenkönig“ ein sehr unterhaltsamer Roman, der durch seine deutlichen Bezüge zu realen Orten in Deutschland sich eine einzigartige Authentizität verschafft und vermitteln kann. An einigen Stellen erscheint das Geschriebene zwar karikaturenhaft, wie zum Beispiel die Namenswahl der Charaktere, oder oft eher typisierende Beschreibung der Nebencharaktere wie Kordula Crown. Definitiv ist der Roman eine gelungene Unterhaltungslektüre und ideal für alle längeren Zugfahrten. | ||
Gesamtwertung | 70 |