KRIMIHERBST "Schwarzer Freitag" im Literaturhaus
Vom 22.11.2010
Von Viola Bolduan Wiesbaden. Natürlich war`s am Freitag und am Abend auch zu dunkler Zeit. Das Motto der Krimiherbst-Veranstaltung "Schwarzer Freitag" mit lokal-regionalen Krimiautorinnen und -autoren im Literaturhaus war beherzigt im Outfit der Beteiligten und über das Äußerliche hinaus Thema und Titel der speziell für diese Lesung konzipierten Kurzkrimis. Wäre Alexander Pfeiffer nicht kompetent freundlicher Moderator des Abends - auch er hätte einen schreiben können. So also stellte er vor voll besetztem Saal die Kollegen/innen vor und gab den kulturhistorischen Hintergrund für die Bedeutung des Begriffs. Sicher, der "Schwarze Freitag" bedeutet Unheil, Zusammenbruch, Katastrophe - ob nun christlich-religiös oder weltwirtschaftlich. Vielfalt eines Themas Die vier vorgestellten Geschichten setzen dies voraus, wenn sie ihr Spiel treiben mit dem Wochentag und seinem Namen, den ja auch Robinson Crusoes Gefährte trägt. Und es fortsetzen in der Durchlässigkeit von Fiktion und Wiedererkennbarkeit des Wiesbadener Schauplatzes. So einheitlich die Themensetzung, so unterschiedlich Handlungen, Konstellationen, Atmosphären, Rhythmen und Stimmen dieser Kurzkrimis. Und diese Vielfalt tat einem Leseabend gut, der selbst ja auch vom notwendigen Bestandteil eines Krimis, der unterhaltsamen Spannung, zehren soll. Die Auflösung, die nach Aussage der Mitwirkenden ebenfalls zum Metier dazugehört, geriet dann etwas zäh - das Publikum nämlich hatte zum Schluss keine Fragen mehr. Es hatte zugehört. Parodie und Parabel Richard Lifkas flottem Ton des als Ansprache getarnten inneren Monologs eines Frauensteiners, der sich in der Exercice eines Banküberfalls gründlich verholpert und dem Autor damit eine Krimi-Parodie gelingen lässt. Christiane Geldmachers Text ist dagegen von eisiger Kritik an Wiesbadens tiefbauamtlichen Eingriffen in die Fußgängerzone: Die Pflasterarbeiten dauern so lange, weil hier Leichen versteckt sind! Eine Parabel. Nachdem Michael Kibler als Wiesbadener Krimistipendiat aus Darmstadt seine Leiche im Keller des Literaturhauses schon gefunden hatte, darf sein neuer Kurzkrimi ortlos sein. Aufs Präziseste im Minutentakt einer Auftragskillerarbeit durchstrukturiert, packt die Geschichte vom Ranking auch innerhalb dieser Profession ungemein in ihrem sanft vorgetragenen Zynismus. Da geht Susanne Kronenberger doch behutsamer mit uns und ihren Figuren um, indem voraussehbar ist, wie die Beziehungsgeschichte zwischen sanfter Frau, brutalem Mann und schwarzem Kater ausgehen wird. Zumal hinter Sonnenbergs Buchsbaumhecken. Schade wär`s, all diese Texte seien nur zum Vor- und nicht Nachlesen gewesen. An eine Publikation ist nicht gedacht?