Rheinhessen-Krimis: Sammlung weihnachtlicher Kurzgeschichten

 

Lesung Tödlicher Glühwein
Acht Autorinnen und Autoren lasen im Drusussaal der Mainzer Zitadelle aus ihren weihnachtlichen Rheinhessenkrimis, die in einer Kurzgeschichten-Sammlung unter dem Titel „Tödlicher Glühwein“ erschienen sind.
„Einen passenderen Standort hätte es nicht haben können: hoch über der Stadt, den Martinsdom zu Füßen, flankiert von St. Stephan“, so beschreibt Autorin und Mitherausgeberin Claudia Platz die Mainzer Zitadelle in ihrem Kurzkrimi „Racheengel“.
Bei ihr verwandelt sich das Festungswerk kurzerhand in einen Mordschauplatz. Eine junge Sterneköchin wehrt sich gegen die miesen Absichten eines skrupellosen Restaurantkritikers und macht schließlich kurzen Prozess: mithilfe einer gusseisernen Bratpfanne. Und es wird an diesem Abend noch öfter gemordet. Die aus Landau stammende Autorin Heidi Moor-Blank lässt den Mainzer Oberbürgermeister bei der Eröffnung des Weihnachtsmarktes auf offener Bühne erschießen. In Gina Greifensteins Kurzkrimi „Spezialrezept“ will Frührentner Manfred seine verhasste Schwiegermutter mit vergifteten Lebkuchen zur Strecke bringen. Und auch Rosemarie, die Heldin aus Jürgen Heimbachs Kurzkrimi, der am Ende des Zweiten Weltkriegs spielt, geht für ihre „Freiheit“ über Leichen.
Witzig und akribisch
Mal mit Witz, mal mit akribisch-psychologischer Beobachtungsgabe oder genau getaktetem Spannungsaufbau: So unterschiedlich wie die Krimis selbst gestalteten auch die acht Autorinnen und Autoren ihre Lesung. Jeweils drei Minuten gewährten sie Einblicke in ihre Werke – und ließen den Ausgang ihrer Krimis zumeist offen, um die Gäste des voll besetzten Drusussaals auf die Folter zu spannen.
Vor einem guten Jahr wurde die Gau-Bischofsheimer Autorin Claudia Platz auf einen Berliner Krimiband mit weihnachtlichen Kurzgeschichten aufmerksam. „Für Rheinhessen gab es das noch nicht“, erzählt Platz, also habe sie ihre Verlegerin Angelika Schulz-Parthu vom Ingelheimer Leinpfad Verlag angerufen, die von der Idee begeistert gewesen sei. Die beiden Frauen schrieben im Dezember 2012 über verschiedene Autoren-Netzwerke einen bundesweiten Wettbewerb aus, bei dem Schriftsteller ihre Geschichten für „Tödlicher Glühwein“ einreichen konnten.
„Grundvoraussetzung war, dass die Krimis in einem Zeitraum zwischen erstem Advent und Dreikönigstag spielen und in Rheinhessen angesiedelt sein sollten“, berichtet Angelika Schulz-Parthu, die den Leinpfad Verlag 1997 gegründet hat. „Ausgesucht haben wir dann nach Spannung, nach Originalität und auch ganz stark nach Vielfalt“, so die Verlegerin, „wir wollten ja nicht nur Kurzkrimis haben, in denen alle an vergifteten Plätzchen sterben“. Die Fertigstellung der Anthologie habe sich dann als wahrer Marathon herausgestellt, resümiert Schulz-Parthu. „Wir haben gelesen, gelesen, gelesen. Das reicht ja nicht, die Geschichten nur einmal zu lesen, die Krimis müssen in sich stimmig und plausibel sein“.
Zynisch und überraschend
Aus 30 Einsendungen wählten die Herausgeberinnen 19 Geschichten aus, die mal mit Zynismus, mal mit trockenem Humor oder ungeahnten Wendungen mit dem Fest der Liebe abrechnen. Weihnachten als Thema für einen Krimi? „Wer hatte an Weihnachten nicht schon mal Mordgedanken“, schmunzelt Schulz-Parthu.
Eine lyrische und musikalische Zugabe von Claudia Platz rundete den Abend thematisch ab: „Den Glühwein koch ich dir, damit er richtig brennt // Kommt noch Strychnin hinein – Frohen Advent!“
09.11.2013 – RHEINHESSEN Von Lisa Simonis