LESUNG "Mord und Spiele" bei Hugendubel
Vom 10.12.2011
Von Kathrin Schwedler
Wiesbaden . Trotz des kurzen Vorlaufs von nur einigen Wochen war die Buchhandlung Hugendubel zur Benefizveranstaltung "Mord und Spiele" bestens besucht. Die Autorenvereinigung "Syndikat" hat zum ersten Mal den 8. November zum "Krimi-Tag" ausgerufen. Das Datum ist dem Todestag von Friedrich Glauser geschuldet, der in seiner Figur Wachtmeister Studer aus Bern den Vater aller Tatortkommissare geschaffen hat. In Wiesbaden moderierte Richard Lifka vom Autorenstammtisch "Dostojewkis Erben" eloquent einen Abend, bei dem ein Autorenkombinat von acht "mörderischen" Publizisten Kurzkrimis und Auszüge aus Romanen vortrugen. Um die Lesung, deren Erlös der Kurier-Aktion "ihnen leuchtet ein Licht" zufließt, aufzupeppen, hatte man das Improvisationsensemble "Restrisiko" dazu gebeten.
Vor allem humorige Effekte
Das nicht verabredete Hin und Her zwischen Vortrag und Stehgreif sorgte vor allem für humorige Effekte, besonders wenn sich der Bogen vom Text zur szenischen Umsetzung so gar nicht spannen wollte. Christiane Geldmachers satirischer "Fußgängerzonenmord" mutierte so zur Bauarbeiterklamotte, Kaiser Wilhelm I. rappte am Tag des verhinderten Attentatversuchs 1883 bei der Einweihung der Germania weinselig auf Hessisch und brachte die Zuschauer zum Mitklatschen. Die erfinderische Idee von Autor Karsten Eichner die verbriefte Historie in einen Sherlock-Holmes-Fall umzuwandeln, ging dabei unter. Ein Fehlhörer machte aus den vom Grog rot gefärbten Gesichtern der Gäste einer Inselkneipe die reinste Fleckfieberepidemie. Dietmar Schubert ließ sich in seiner sprachlich wunderbar präzise gehaltenen Schauerstory, bei der nächtens der stürmischen See kollektiv ein Menschenopfer gebracht wird, aber nicht aus dem Konzept bringen.
Pech oder Glück hatte Bernd Köstering mit Auszügen aus einem seiner Goethe-Krimis. Restrisiko entwickelte aus dem Detail einer "schwarzen Hand" seinen ganz eigenen Edgar-Wallace-Thriller. Als Running-Gag wurmte sich das Wörtchen "Philtrum" (Oberlippenkerbe) aus dem Luxemburg-Krimi von Hughes Schlueter durch. Susanne Kronenbergs Sexualmörder Sebastian geriet spielerisch in die Fänger begriffsstutziger Telefonseelsorge. Eva Lirots toter Heimatforscher am Limes entfachte Spielszenen aus der Römerzeit im Stil von Asterix und Obelix. Beim Mordkomplott-Dramolett von Richard Lifka war in der Umsetzung nicht mehr klar, wer jetzt Lola und wer Liebhaber und wer Ehegatte war. Hauptsache der Schuss am Ende war Notwehr. Keine Frage sorgt die Kombination aus Krimi und Impro für eine Riesengaudi. Was die Texte angeht bleibt: Die sollte man unbedingt nochmal nachlesen.