Tatorte Hessen. Hochprozentig
"Der neue Band der 'Tatorte Hessen' riecht nach Hochprozentigem: In einem Mix hessischer Kurzkrimis - angereichert mit Cocktailrezepten zum Nachmixen - schicken die Autoren ihre 'Helden' durch Hessen. Ein von seinen Redaktionen ausgebremster und von seiner Freundin verlassener Frankfurter Journalist landet zwecks Ermittlungen in Kronberg. Und ein Frankfurter Kurzkrimi endet im Nordend - trotz oder gerade wegen der Lynchburg Lemonade aber nicht so mörderisch, wie es zunächst scheint. Ob der Kurzkrimi in Wiesbaden oder Richelsdorf bei Bad Hersfeld spielt: Immer gibt es zum Lokalkolorit auch noch einen Cocktail.
Lothar Ruske (Hg.): 'Tatorte Hessen. Hochprozentig', Societäts-Verlag Frankfurt am Main, 240 Seiten, 14,80 Euro"
Solo für die Hinterbliebenen
Autoren-Quartett Elka Vrowenstein pausiert
Zehn Jahre ist es her, dass Gisela Winterling, Katharina Pauly, Joachim Biehl und Richard Lifka in Frauenstein die Autorengruppe Elka Vrowenstein gegründet haben. Ein Jahr später kam ihr erster in der Lokalpolitik angesiedelter Kriminalroman auf den Markt.
Sie waren die Vorreiter der Wiesbadener Krimiszene: Zehn Jahre ist es her, dass Gisela Winterling, Katharina Pauly, Joachim Biehl und Richard Lifka in Frauenstein die Autorengruppe Elka Vrowenstein gegründet haben. Ein Jahr später kam ihr erster gemeinsam geschriebener und in der Lokalpolitik angesiedelter Kriminalroman auf den Markt: "Wiesbadener Roulette". Dem kurzweiligen Erstling folgten "Wiesbadener Turnier" und "Wiesbadener Theater".
Von dem Quartett, das sich immer donnerstags in der Schreiberwerkstatt in Frauenstein (Vrowenstein) traf, sind heute nur noch zwei übrig: der von Agatha Christie angefixte Apotheker Joachim Biehl und Richard Lifka, der lieber Krimis schreibt als Lehrer zu sein.
"Uns sind die Frauen abhanden gekommen", sagt der freie Autor und Journalist Lifka. Die Frauen leben noch, allerdings im Ausland. Pauly stieg bereits beim "Wiesbadener Turnier" aus, Winterling verließ die Runde bei der Arbeit am dritten Gemeinschaftsroman, dem "Wiesbadener Theater".
Privatdetektiv im Ruhestand
Unter dem Autorennamen Elka Vrowenstein haben Biehl und Lifka zwar noch den Roman "Formel Blau" und den Kurzkrimi-Band "Blaue Kapelle" veröffentlicht - aber ohne das Stammpersonal der drei ersten Romane. Privatdetektiv Frederic Feuerbach ist abgetaucht. "Wir haben ihn in den Ruhestand geschickt , zumindest vorläufig", sagt Lifka. Eine Rückkehr der Spürnase sei nicht ausgeschlossen, dann soll auch Elka Vrowenstein wiederbelebt werden.
Bis dahin toben sich die Vrowenstein-Hinterbliebenen alleine oder gemeinsam auf dem Krimisektor aus. Ihr jüngstes Gemeinschaftswerk "TeufelsOhr" spielt in Afghanistan, in Berlin und in Peking. Eine Geschichte, die Machenschaften der Geheimdienste aufdeckt und hinter die Kulissen des Kanzleramts blickt.
Lifka sitzt an einem Kriminalroman, den er erstmals alleine schreibt. Handlungsorte sind Wiesbaden und das Rhein-Main-Gebiet. Mehr verrät er nicht. Eventuell kommt das Buch Ende nächsten Jahres auf den Markt.
Lifka ist Mitglied in der Vereinigung deutschsprachiger Krimi-Autoren "Das Syndikat" und gehört der Jury an, die den höchsten Krimipreis Deutschlands, den "Glauser-Preis", vergibt.
Krimiserien aus dem Vorabendprogramm des Fernsehens interessierten den Krimiexperten nicht, historische Krimis mag er auch nicht. Sein Anspruch: Ein Krimi - egal ob reißerisch oder literarisch - soll die Gesellschaft der Gegenwart abbilden und muss "gut ausgehen". Das Böse müsse überführt werden, sagt Lifka, der erst als Referendar an Schulen in Hofheim und Flörsheim erkannte, dass Lehrer zu sein nicht seine Berufung ist.
Der 53-Jährige, der in Mainz und Frankfurt Germanistik, Politik, Geschichte und Soziologie studierte, hat hohe Ansprüche an die Unterhaltungsliteratur. Einen Krimi-"Guru" jedoch hat der regelmäßige "Tatort"-Gucker nicht.
„Trio mortale“ - Wiesbaden vergibt Krimistipendien
(20.05.08) Wiesbaden - Auf Initiative von Kulturdezernentin Rita Thies wird Wiesbaden ab dem Jahr 2009 jährlich ein je vierwöchiges Aufenthaltsstipendium an drei Krimiautorinnen beziehungsweise Krimiautoren vergeben. „Trio mortale“ heißt das Motto, denn die Drei werden zu gleicher Zeit in die Stadt eingeladen. Das Stipendium ist pro Autor/Autorin mit 2.500 Euro dotiert. Die Unterkunft in den neu hergestellten Appartements im Dachgeschoss des Literaturhauses „Villa Clementine“ ist mietfrei. Zusätzlich trägt das Kulturamt die Kosten für An- und Abreise.Die Kulturdezernentin der Landeshauptstadt erläutert die Hintergründe: „Wiesbaden hat sich seit einigen Jahren mit der Etablierung des Wiesbadener Krimiherbstes und des Fernsehkrimifestivals einschließlich der Verleihung des Deutschen Fernsehkrimipreises zu einer veritablen Krimistadt entwickelt. Berühmte internationale Autorinnen und Autoren, wie Doris Gercke, Ingrid Noll, Sara Paretsky, Polina Daschkhova, Veit Heinichen, Frank Schätzing oder Felix Huby waren auf Einladung des Wiesbadener Literaturhauses beziehungsweise des Kulturamtes ebenso zu Gast wie Autoren aus Wiesbaden oder der Region, wie etwa Alexander Pfeiffer und Richard Lifka oder Jan Seghers. Das Programm des Krimiherbstes wird außerdem von zahlreichen Wiesbadener und regionalen Kulturinstitutionen, Buchhandlungen und Verlagen durch Krimipreise und Veranstaltungsreihen bereichert. Dass der Krimi ein hochaktuelles Genre ist, zeigt sich daran, dass er sich als sensibler Seismograph für im Wandel begriffene gesellschaftliche Wertvorstellungen erwiesen hat und auf aktuelle und kontrovers diskutierte Themen reagiert“.Das Aufenthaltsstipendium vermag das Schreiben von Krimis nachhaltig zu fördern. Die Autorinnen und Autoren können die in dieser Zeit gesammelten Eindrücke in Plots erproben, sich untereinander und mit Schriftstellern aus Wiesbaden und der Region austauschen. Außerdem entsteht dadurch ein Forum in der Stadt, das die Autoren in Kontakt mit den Lesern bringt. Dazu kommt, dass Wiesbaden als Stadt für Autoren durch das Bundes- oder auch das Landeskriminalamt interessante Recherchemöglichkeiten bietet. In diesem Sinne vermag dieses genrespezifische Stipendium die deutschsprachige Literaturlandschaft zu bereichern.Ziel dieses bewusst auf vier Wochen begrenzten Aufenthaltsstipendiums ist es, die Entstehung von Kriminalliteratur sowie den professionellen Erfahrungsaustausch unter Krimiautorinnen und -autoren zu fördern. Die drei Stipendiaten sollen nämlich gleichzeitig die Stipendiatenwohnungen im Literaturhaus Villa Clementine beziehen, damit der literarische Austausch unter den Autoren gefördert werden kann – außerdem sollen die Stipendiaten durch honorierte Lesungen im Literaturhaus oder Schreibworkshops in die literarische Szene der Stadt eingebunden werden. Darüber hinaus soll von den im Zeitraum von drei Jahren geförderten Autorinnen und Autoren, insgesamt neun Personen, während ihres Aufenthaltes ein Krimi geschrieben werden. Eine Geschichte, in der die spannende Suche nach dem Täter an bekannte Orte in und um Wiesbaden führt oder von diesen inspiriert ist. Mit dem Einstieg in den Krimi wird ein/e bekannte/r Autor/in beauftragt; die Geschichte wird dann durch die Stipendiaten während ihres Aufenthaltes weitergeführt. Insgesamt arbeiten so zehn Autorinnen/ Autoren an einem Buch. Die Stadt Wiesbaden erhält von den Autoren das Recht zum einmaligen Abdruck dieses Krimis.Die Vergabe der Stipendien erfolgt nach inhaltlichen und qualitativen Gesichtspunkten: Ziel ist es, sowohl erfolgreichen als auch noch eher unbekannten Autorinnen/Autoren ein Forum für den Austausch untereinander als auch mit dem Publikum zu schaffen.„Geplant ist, dass die ersten Aufenthaltsstipendien im Frühjahr 2009 an Mitra Devi, Tatjana Kruse und Oliver Bottini gehen, die beim Krimiherbst 2007 mitgewirkt“, sagt Dezernentin Thies. (hbh)
CRIMINALE im Siebten - im Café Portrait
Wir wählten von den fünf Veranstaltungsorten - das Literaturhaus, das Kosmos Theater, die Rote Bar im Volkstheater, das Cafe Portrait und in die Hauptbücherei - eine Lokation aus, wo Neubauer Rundfunk noch nie war: Das Café Portrait, in der Burggasse 28-32.Spannende Hör-Blicke für Sie, hier und jetzt:Richard Lifka liest aus seinem neuen Buch “Teufelsohren“, erschienen beim Brücken Verlag;Barbara Krohn “Was im Dunkeln bleibt“, erschienen beim Goldmann Verlagund
Harry Luck ” Absolution“, erschienen beim KVB Verlag.Den begehrten Friedrich Glauser-Preis hat übrigens die Wienerin Lilian Faschinger gewonnen mit ihrem Buch “Stadt der Verlierer”. Gratulation!
Gruselfans unterm Goethestein
Zum ersten Mal lädt Frauenstein zu seinen Kulturtagen ein.
Nicht unter einem beliebigen Motto stehen die unterschiedlichen Veranstaltungen der Initiative Frauenstein und des Ortsbeirates. Meist wird zu Ehren von Johann Wolfgang von Goethe eingeladen, denn der Bau des Goethesteins hoch über dem Stadtteil, der zum einhundertsten Todestag des berühmten Gastes Frauensteins errichtet wurde, jährt sich in diesen Tagen zum 75. Male. Grund genug, sich nicht allein an den Besuch des Geheimrates im Juli des Jahres 1815 auf dem "Spitzen Stein" hoch über der Ortschaft zu erinnern, sondern auch den Bau des schmalen, leicht pyramidenförmigen Monuments an Goethes Ausflugsziel wieder aufleben zu lassen. Krimiautor Richard Lifka sollte dies sogleich in äußerst spannender Art versuchen.Zuvor ließ der Schriftsteller Goethe selbst ans Mikrofon. Mit "hier bin ich Mensch, hier darf ich´s sein", begrüßte dieser alias Andreas Döbelin in Perücke, samtenem Gehrock und Kniebundhosen seine rund zwei Dutzend Zuhörer und erinnerte an die Rast des Dichters hoch über den Dächern Frauensteins mit herrlichem Blick über das Rheintal bis hinüber in die Pfalz, an dem sich nach beinahe zwei Jahrhunderten nichts geändert hat.
"Ich bin nicht ganz so groß wie Goethe" erklärte Kollege Lifka alsbald bescheiden und schraubte das Mikrofon an seinem Ständer um einige Zentimeter nach unten. Sein erstes Thema habe er allerdings nicht allein am Frauensteiner Goethestein spielen lassen, sondern dem ersten Erfolg des Dichterfürsten entlehnt. Ebenso wie in dessen "Leiden des jungen Werthers" habe hier ein junger Frauensteiner seine Liebste an einen Konkurrenten verloren und berichte einem Freund von der anderen Rheinseite nun in ebenso herzzerreißenden wie grausamen Zeilen von seinem Leid.
Fünf Jahre ist Lifkas Szenario her. Frauenstein feierte gerade das siebzigjährige Bestehen des Monumentes auf dem "Spitzen Stein", als ein Mainzer Literaturwissenschaftler, der die Festrede zur offiziellen Feierstunde halten soll, auf drei merkwürdige Briefe stößt. Anfang 1931 spielt der erste des Trios. Neben allerlei deutscher und auch Frauensteiner Zeitgeschichte finden sich die Liebesqualen eines jungen Dorfbewohners, der seine Anna an den Baumeister des Goethedenkmals verloren hat. Selbstmordphantasien fabuliert der liebestolle Frauensteiner in seinem zweiten Brief, den er zehn Monate später verfasst. Nun ist die Angebetete verlobt und der Verschmähte empfindet nur Abscheu, wenn er an ihren Zukünftigen denkt.
Ein Gefühl, welches der mit dem Bau des Monumentes hoch über Frauenstein beauftragte junge Mann in seinem dritten Schreiben noch näher beschreibt. Zudem plagt ihn nun sein schlechtes Gewissen, denn Annas Zukünftiger ist verschwunden, vermeintlich in Amerika, doch vielmehr wohl tief unter dem Goethestein, in dessen Fundament aus Beton zu finden.
Wem beim Anblick des vier Meter hohen Denkmals nun bereits das Blut in den Adern gefror, sollte an der nächsten Station der kleinen Reise durch das Dorf noch sein kriminelles Wunder erleben, denn nun beschwor Lifka im Rahmen seines "Armen Ritters" unter der Burg ein derart blutiges Szenario herauf, dass es seinen Zuhören ganz rot vor Augen werden sollte. Schnell gings nun noch zur "Blutlinde" an der Kirche, denn dort wartete der zweite Teil der gruseligen Geschichte rund um den jungen Frauensteiner Müllarbeiter Siegfried, der aus verschmähter Liebe und gekränkt vom Freund der Angebeteten erst die beiden grausam dahin metzelt und dann sich selbst vom Burgfelsen stürzt.
Große Resonanz auf Werkstatt "MordVersuch"
FLÖRSHEIM Mit einer so großen Resonanz auf das Angebot der Schreibwerkstatt "MordVersuch - Oder wie schreibe ich einen Krimi" hatte die Leiterin der Stadtbücherei, Brigitte Raddatz, nicht gerechnet. Sie musste viele Interessenten auf eine Warteliste setzen. Jetzt treffen sich acht Teilnehmer und drei "Gasthörer" an drei Samstagen mit dem freien Journalisten und Krimi-Autor Richard Lifka mit dem Ziel, eine eigene Kriminalgeschichte zu entwickeln.
"In der Realität töten Frauen mit Gift, Männer mit Waffen. Doch in meinen Ausbildungskursen im `Syndikat Rhein-Main` für angehende Autoren kann ich keinen Qualitätsunterschied zwischen Frauen und Männern feststellen", so Lifka, der unter dem Pseudonym "Elka Vrowenstein" publiziert. Entwickelten Frauen eine Geschichte eher von einer Person, so wählten Männer lieber ein Ereignis für ihren Krimi.
"Schreiben kann man lernen, Kreativität aber ist nicht zu vermitteln", begrüßte Richard Lifka seine Schüler, die bis aus Weilburg und Frankfurt gekommen waren. 90 Prozent beim Schreiben sei "Handwerkszeug", fünf Prozent Kreativität und weitere fünf Prozent "Disziplin und Schweiß".
Am Samstag ging es in der ersten Runde um Theorie, Plotentwicklung, und Ideenfindung. Am nächsten Wochenende lernen die Schreibwerkstatt-Teilnehmer viel über Erzählerhaltung, Erzählweise und Stil. Am letzten Vormittag werden die Geschichten, die als "Hausaufgaben" verfasst wurden, ausgefeilt. Am Ende dieses Krimi-Schreibseminars steht die Präsentation am 26. März um 20 Uhr in der Bücherei. Dann werden die besten Kurzkrimis vorgestellt. Dazu werden Richard Lifka und seine Kollegin Susanne Kronenberg aus ihren eigenen Werken vorlesen.
Lesemarathon
Aus Fernsehen, Sport, Politik, Kirche und Kunst bekannt waren die Gäste, die alle spontan und gerne ihre Zusage gegeben hatten.„Wir waren wirklich überrascht, welch positive Resonanz wir auf unsere Anfragen erhalten haben und wie schnell sich unsere Liste der Vorleser gefüllt hat“, freute sich Kirchenvorsteher Werner Born. „Dafür allen Beteiligten unseren herzlichen Dank“. So kamen die Besucher in den Genuss, höchst unterschiedliche Persönlichkeiten beim Vorlesen ebenso unterschiedlicher Literatur zu erleben: Lese- und Redeprofis ebenso wie jene, die noch niemals in der Öffentlichkeit gelesen hatten. Heiteres und Besinnliches, Komik und Melancholie, Politik und Klassik, alles hatte dabei seinen Platz.
Unterschiedliche Besuchstaktiken zeigten sich bei den Zuhörern. Die einen suchten sich gezielt die Vorleser oder Titel heraus, die sie am meisten interessierten und suchten während ihrer Pause beim gleichzeitig stattfindenden Gemeindebasar Abwechslung oder stärkten sich an Kuchen, Kartoffelpuffern und Würstchen. Andere blieben en suite auf ihrem Platz und hörten einfach allen zu. So wie Margot Seulberger die fünf Stunden hintereinander den Lesemarathon genoss und anschließend total begeistert war: „So viele unterschiedliche Geschichten und interessante Vorleser, das war ein einmaliges Erlebnis“. Hatte sie doch während dieser Zeit Detlev Bendel, Hildegard Bachmann, Martin Seidler, Pfarrer Helmut Marx, Viola Gärtner, Dr. Hans-Joachim Jentsch, Steffen Seibert, Marco Pighetti, Till Krabbe und Ulrike Neradt live erleben können.
Zwei Zeitabschnitte waren extra für Kinder reserviert worden, um den kleinen Leseratten eine Freude zu bereiten. Angelika Thiels, Jan Immel und Benjamin Krämer-Jenster lasen mit viel Begeisterung, vor denen auf den extra ausgelegten Teppichen sitzenden und aufmerksam zuhö-renden Kindern und vielen interes-sierten Erwachsenen. Jüngste Vorleserin war Kira Voll, die im Frühjahr als Siegerin aus dem Vorlesewettbewerb der Bierstadter Grundschule hervorgegangen war. Sie las ebenfalls in der Kinderzeit aus dem Buch „Sams in Gefahr“ von Paul Maar. Die unbestritten meisten Zuhörer lockte Dr. Frank Schirrmacher, Mitherausgeber der FAZ und Bestellerautor mit seinem Buch „Das Methusalem-Komplott“, in die evangelische Kirche. Mit teils erstaunlichen Zahlen („Jedes zweite heute geborene Mädchen hat eine Lebenserwartung von 102 Jahren“ und „Ein heute 70-Jähriger ist hinsichtlich seiner Zellalterung auf dem Stand eines 55-Jährigen, der Mitte des 20 Jahrhunderts gelebt hat“), die für manches Raunen im Publikum sorgten, begleitet er seinen ebenso anspruchsvollen, wie wissenschaftlich fundierten und interessanten Vortrag. Der in Bierstadt aufgewachsene und in eben dieser Kirche auch konfirmierte Schirrmacher unterstütze die Aktion „Erhalten helfen“ im übrigen nicht nur durch seine Teilnahme am Lesemarathon, sondern auch durch seine großzügige Spende.
Standing ovations erhielt Schauspieler und Radiomoderator Klaus Krückemeyer für seine witzigen Texte von Horst Evers, die er nicht nur einfach vorlas, sondern ebenso komisch wie gekonnt förmlich vorlebte.Doch auch alle anderen, die sich in den Dienst der guten Sache gestellt hatten, durften sich über viel Applaus und begeisterte Zuhörer freuen, die das vom Förderkreis „Erhalten helfen“ am Eingang aufgestellte gläserne Spendenglas immer höher füllten, so dass am Schluss die sensationelle Summe von fast 1700 Euro für die Renovierung der Kirche zusammenkam!
Selbst als die Ziellinie des Marathons ins Sicht kam und die Turmuhr mit immer mehr Schlägen das Fortschreiten der Zeit unüberhörbar ankündigte, harrten die Lesefans in erfreulich großer Zahl aus, um Klaus Angermann, Dieter Zimmer, Rita Thies, Claudia Brillmann, sowie den Dekanen Roth und Heinemann zuzuhören. Den Endspurt hatten Wolli Herber und die Krimiautoren Dieter Schmidt und Richard Lifka übernommen, bevor Gemeindepfarrer Andreas Friede-Majewski mit Nachtgebeten aus fünf Jahrhunderten um 23 Uhr einen besinnlichen Schlusspunkt unter eine eindrucksvolle Veranstaltung setzte.
Ellery Queen Mystery Magazine
Altri lavori di questo numero a opera di Bill Pronzini, Clark Howard, Edward D. Hoch, Jeff Williamson e sei autori tedeschi per un format innovativo: Paul Lascaux, Stefan Slupetzky, Anke Gebert, Richard Lifka, Thomas Przybilka e Christoph Spielberg, che scrivono ognuno una parte di un racconto presentato su questo numero che coinvolge un pittore frustrato.
Wo der Tod kein Tabu ist
REICHELSHEIM. Stilecht im Gerichtssaal des ehemaligen großherzoglichen Amtsgerichts in Reichelsheim saßen sie auf den alten Gerichtsbänken – allerdings ohne selbst ein Verbrechen begangen zu haben: sympathische Mitbürger, Frauen und Männer mittleren Alters, die gemeinsam einer besonderen Leidenschaft frönen – sie erfinden Mordgeschichten und bringen sie zu Papier.
Die zehn „Schreibtischtäter“ sind alle Mitglieder einer Vereinigung von über mehr als 300 deutschsprachigen Krimi-Autorinnen und Autoren namens „Syndikat“, die 1986 gegründet wurde. Mittlerweile gibt es regionale Gruppen; und zum hessischen Julitreffen wurde in die Gersprenzgemeinde eingeladen. Krimikenner Lothar Ruske moderierte den öffentlichen Stammtisch, bei dem die Autoren aus dem Nähkästchen plauderten.
Publikumsneugier war erwünscht, und die fragenden Besucher kamen zu vielen Erkenntnissen. Warum schreibt jemand ausgerechnet Krimis? Zum einen sei es das Ausleben eigener „krimineller Energien“, das Zulassen des „Bösen, das in einem selbst drinsteckt“, ohne selbst töten zu müssen, was das „Wonne-Grausen“ laut Wolfgang Polifka beim Schreiben eines Krimis ausmacht. Zum anderen animierten Zeitungsgeschichten, Ereignisse im persönlichen Umfeld, Erfahrungen von Psychologen oder Fälle aus dem Kriminalarchiv zur Motivsuche für einen Mord, den Menschen meist in Extremsituationen begehen. Nach der Idee folgt die Umsetzung unter der Realitäts-Frage „Kann die Geschichte so geschehen sein?“. Personen müssen glaubwürdig, Handlungen nachvollziehbar sein. An dieser Stelle beginnt die Sacharbeit. Da wird im Internet recherchiert, beim Hauptkommissar der Abstand beim Schießen nachgefragt, Auskunft beim Apotheker über Medikamente eingeholt. Almuth Heuner empfiehlt den „stumpfen Stein“ als Mordwaffe, den könne man dann einfach in der Gersprenz verschwinden lassen. Und Klaus J. Frahm zweifelte die DNS-Analyse als „Lösung für alle Fälle“ an.
Krystyna Kuhn definierte den Krimi „als einen Bereich, in dem der Tod kein Tabu ist“, und Andrea Isari erzählte, dass Leser ihr die Richtigkeit ihrer Ortsbeschreibungen in Rom bestätigt hätten. Nach wie vor sei ein Krimi aber in erster Linie Fiktion und keine Dokumentation. Auf die Frage nach der Schreibdauer an einem Kriminalroman verriet Susanne Kronenberg, dass sie ein Jahr veranschlage – ihre Krimikollegen sprachen von einer Zeitspanne, die von drei bis 24 Monate reicht. Richard Lifka textet auch mit anderen im Team, und Alexander Köhl berichtet vom Leserfeedback via Internetseite. Die einen schreiben mit Planung, bei den anderen verselbstständigt sich die Geschichte. „Es kann schon mal passieren, dass der anfängliche Plot mit der Figurenentwicklung nicht mehr stimmt – dann heißt es revidieren und wieder neu beginnen“, so die Erfahrung von Adolf Heinzlmeier. Rund 20 Prozent Inspiration brauche man, der Rest sei reine Fleißarbeit, so lautete das einhellige Credo. Einig waren sich alle Anwesenden auch darüber, dass sie „nur vom Krimi-Schreiben nicht leben können“. Das oberste Gebot heißt: Spannung . Und dass die kriminalistischen Literaten die Kunst, Spannung zu erzeugen, meisterlich beherrschen, zeigten ihre kurzen Lesungen aus eigenen Werken. Mehr über die Mörder und ihre Opfer aus den Federn der Stammtisch-Kriminalisten ist nachzulesen in dem Werk „Tatorte Hessen – kulinarisch“, das Ende August erscheint.
Odenwald Echo, 24.7.2006