“Beatlemania” mit dramatischem Finale

 

Das Gemäuer der Zitadelle, an einem finsteren Novemberabend, im Nebel, - wem würde es da nicht gruselig zumute? Das richtige Ambiente also für eine Krimilesung. Freilich - wenn ein Musikredakteur wie Christian Pfarr die Stories schreibt, da geht es nicht in erster Linie um Mord und Totschlag, da werden feinere Töne angeschlagen.

„Hilfe!“ heißt das neue Buch, und wenn man auf dem Einband die „Fab Four“ über den berühmten Zebrastreifen marschieren sieht, dann weiß man auch sofort, was gemeint ist: „Help!“ Zehn Beatles-Krimis verspricht das kleine Buch. Fünf der Geschichten stammen von Richard Lifka, Schriftsteller und bekennender Beatles-Fan aus Wiesbaden, die anderen fünf von Christian Pfarr, der jetzt bei der Krimilesung auf der Zitadelle eine kleine Kostprobe gab. Dabei lässt er Paul und John, Ringo und George nicht als handelnde Personen auftreten - es geht eher um ihre Wirkung, ihr musikalisches Nachleben, - eben um das Magical Mystery. Ein Mann erinnert sich an seine Freunde, an die bewegte Hippie-Zeit und die gemeinsame „Beatlemania“ inmitten der „piefigen“ Umgebung der 60er Jahre - und was ist daraus geworden? Irgendwie und irgendwann haben sie sich doch alle angepasst. Und es wäre kein Krimi, wenn diese kleine Geschichte nicht mit einem dramatischen Finale enden würde.

Eine andere trägt den Titel „Vorgestern“, und das erinnert nicht umsonst an „Yesterday“: da hat nun der Musikredakteur seine detaillierten Kenntnisse eingebracht. Angeblich soll Paul McCartney nämlich immer behauptet haben, die Melodie sei ihm im Traum eingefallen. Und Pfarr fabuliert sich eine abenteuerliche Story zusammen, was es damit auf sich haben könnte, und dabei geht es very british zu - und zum Schluss natürlich wieder mörderisch.

Wenn der Autor zuletzt behauptet, er könne alle Texte der Beatles rückwärts aufsagen, kann man ihm das unbesehen glauben. Ganz so versiert müssen die Leser der Geschichten zum Glück nicht sein - dass „eventuelle Ähnlichkeiten“ mit bekannten Personen und Ereignissen nicht rein zufällig sind, merkt man auch so. Nur eines sollte man haben: ein Herz für die Beatles und ihre Musik. Und das ist unabhängig vom Lebensalter - auch wenn in diesen kleinen Beatles-Krimis natürlich viel „Yesterday“ steckt.

Von Rotraut Hock

http://www.allgemeine-zeitung.de/region/kultur/literatur/12628004.htm