„Schwarzer Freitag“ im Literaturhaus Villa Clementine: Vier regionale Autoren lesen aus ihren eigens für diesen Abend geschriebenen Kurzkrimis.
Die Wiesbadener Krimiautoren Richard Lifka und Christiane Geldmacher
Foto: rolf oeser
Der Freitag genießt keinen guten Ruf. Abergläubigen gilt er in der Kombination mit der Zahl 13 als Unglückstag, und als „Schwarzer Freitag“ ging er bereits mehrmals in die Geschichte ein. In der Vergangenheit krachte die Börse an einem Freitag tatsächlich öfter zusammen.
Dem übel beleumdeten Wochentag widmete der Wiesbadener Kriminalautor Alexander Pfeiffer während des „Wiesbadener Krimiherbstes“ nun einen eigenen Literaturabend. Dafür bat er vier Kollegen aus der Region, zum Thema „Schwarzer Freitag“ eigens einen Kurzkrimi zu schreiben. Den zahlreichen Zuhörern im Literaturhaus präsentierten die Autoren sehr verschiedene, gleichwohl allesamt unterhaltsame Ergebnisse.
Der Schriftsteller Richard Lifka aus Wiesbaden lässt an jenem Tag einen geschwätzigen Räuber die Frauensteiner Volksbank überfallen. Doch der vermeintlich perfekte Plan misslingt, seine Verflossene kommt ihm in die Quere und macht fette Beute.
Die Autorin Christiane Geldmacher lebt ebenfalls in Wiesbaden und macht ihrem Ärger über die Dauerbaustelle Fußgängerzone im Kurzkrimi Luft: Zwei Bauarbeitern platzt eines Tages beim Pflastern der Kragen und sie bringen zwei Mitarbeiter des Tiefbauamts um – ein „Schwarzer Freitag für das Tiefbauamt“.
Wie seine beiden Kollegen studierte auch der in Darmstadt beheimatete Autor Michael Kibler einst Germanistik. Als einziger der vier schrieb er jedoch eine Geschichte, die nicht in Wiesbaden, sondern in Norwegen spielt. Ein Profikiller mit dem Spitznamen „Freitag“ (er tötet nur freitags) bereitet sich darauf vor, den Chef einer Bank aus der Ferne zu erschießen. Ein Job, der ihm nicht nur viel Geld, sondern auch Prestige in der Branche einbringen soll. Der Erfolg soll ihn zur Nummer Eins unter den Auftragskillern machen. Aber die Konkurrenz schläft nicht.
Ehehöllen und Auftragskiller
Bei Susanne Kronenberg kommt der „Schwarze Freitag“ in Gestalt eines gleichnamigen Katers daher. Das Tier wird zum Auslöser eines finalen Befreiungsschlags, mit dem sich eine misshandelte Frau aus einer jahrelangen Ehehölle losmacht. „Ich lege meine Krimis psychologisch an, es sind immer Beziehungstaten“, erläuterte die Autorin, die von Haus aus Innenarchitektin ist und früher als Redakteurin arbeitete. Elf Jahre lang wohnte sie in Wiesbaden, für sie eine Stadt von „beklemmender Beschaulichkeit“.
Eine reale Stadt als Tatort zu wählen, mache es dem Autor wie auch dem Leser leichter, sagte Kronenberg in der anschließenden Diskussion über das Genre des Regionalkrimis. Sie erfinde aber stets auch Schauplätze hinzu. Ohnehin müsse die Handlung funktionieren, ohne dass der Leser den Ort kenne, stellte Lifka klar. Sein Kollege Kibler verwies darauf, dass bei guten Krimis die Bezeichnung „Regionalkrimi“ eine „reine Marketing-Entscheidung des Verlages“ sei, „wohl wissend, dass das Buch dann außerhalb eines Radiuses von 40 Kilometern weniger gekauft wird.“
Der Krimiherbst dauert noch bis zum kommenden Freitag.