Lesung Krimitag in Hofheim mit Dostojewskis Erben


Ausgeschnitten aus: https://www.hofheimer-zeitung.de/nachrichten/kultur/die-dusteren-seiten-hofheims_19823551 Zwölf Krimiautorinnen und -autoren präsentieren die Anthologie „Mörder, Täter, Kommissare“, in der 26 Kurzkrimis mit Tatort Hofheim zusammengefasst sind; links Herausgeberin Belinda Vogt, Mitte Susanne Kronenberg. Foto: Peter Kolar Zwölf Krimiautorinnen und -autoren präsentieren die Anthologie „Mörder, Täter, Kommissare“, in der 26 Kurzkrimis mit Tatort Hofheim zusammengefasst sind; links Herausgeberin Belinda Vogt, Mitte Susanne Kronenberg. Foto: Peter Kolar HOFHEIM - „Seit drei Jahren arbeite ich an der Volkshochschule in Hofheim“, erzählt Dr. phil. Gerrit Lungershausen, Fachbereichsleiter für Kultur an der Volkshochschule Main-Taunus (Vhs), „und eine meiner ersten Aktionen war, den Krimitag nach Hofheim zu holen, den habe ich quasi aus Wiesbaden entführt.“ Gemeinsam mit Martina Jost vom Stadtmuseum und den beiden Autorinnen Susanne Kronenberg und Belinda Vogt, wurde nun zum dritten Mal dieses Event erfolgreich in den Räumlichkeiten des Museums durchgeführt. Pünktlich zum Krimitag ist die Anthologie „MTK – Mörder, Tote Kommissare“ erschienen, in der 18 Kriminalschriftstellerinnen und -schriftsteller aus dem Rhein-Main-Gebiet die düsteren Seiten Hofheims beleuchten. Zwölf von ihnen waren an diesem Abend da, und stellten in drei Räumen den circa 100 Besuchern ihre Kurzkrimis vor. Die Autoren blieben an ihren Plätzen, nur das Publikum wechselte. Lesungen für einen guten Zweck Der Krimitag ist eine seit 2011 jährlich ausgetragene Veranstaltungsreihe des „Syndikats“, dem Verband der deutschsprachigen Krimiautoren. Man legte den 8. Dezember fest, da an diesem Tag im Jahr 1938 Friedrich Glauser, Schweizer, und einer der ersten deutschsprachigen Krimiautoren, starb. Am Krimitag soll des Genres Kriminalroman als ernsthaftem Teil der Literatur gedacht werden. Jährlich ruft das „Syndikat“ seine Mitglieder aus diesem Anlass auf, Benefizlesungen zugunsten von wohltätigen Vereinen und Organisationen zu veranstalten, die seitdem in vielen Städten des gesamten deutschsprachigen Raumes stattfinden. „Dostojewskis Erben“ nennen sich – augenzwinkernd – Autorinnen und Autoren aus Wiesbaden und Rhein-Main, die sich regelmäßig im Literaturhaus Villa Clementine treffen. Da die meisten „Erben“ naturgemäß auch dem „Syndikat“ angehören, liegt es auf der Hand, dass sie den Krimitag organisieren und mitgestalten; seit drei Jahren nun in Kooperation mit dem Hofheimer Stadtmuseum und der Vhs Main-Taunus, die als Veranstalter fungiert. Zwölf Kurzkrimis aus den Federn von Belinda Vogt, Jürgen Dieter, Debbie Hubbard, Thorsten Weiß, Bernd Köstering, Jürgen Heimbach, Richard Lifka, Susanne Kronenberg, Uli Aechtner, Burkhard Mohr, Rita Rosen und Leif Tewes wurden dem Publikum vorgestellt. Die Einnahmen der Benefizveranstaltung kommen in diesem Jahr der Bürgervereinigung Hofheimer Altstadt zugute. „Die gemeinsamen Lesungen anlässlich des bundesweiten Krimitags sind ein fester Bestandteil unserer Autorengruppe“, so Belinda Vogt, Herausgeberin von „Mörder, Tote, Kommissare“. Ihr besonderer Dank galt vor allem Susanne Kronenberg, die mit Geduld, akribischer Detailarbeit und ihrem Sinn für Struktur und Ästhetik alles dafür getan habe, dass das Buch nun in so ansprechender Form vorliege. Mit „Mörder, Tote, Kommissare – Main-Taunus-Krimis“ ist eine Sammlung spannender, amüsanter, schauriger und nachdenklicher Geschichten herausgekommen, die den Leser zu einer fantasievollen „Tour de Crime“ durch Hofheim einladen. Das Buch kann im Stadtmuseum, Burgstraße 11 für zehn Euro erworben werden. INFO Autorengruppe „Dostojewskis Erben“ www.dostojewskiserben.de Kontakt Susanne Kronenberg mail@susanne-kronenberg.de

Lesung Krimimärz

Freitag, der 16. März 2018, 19.30 Uhr Eintritt: 8 Euro (Der Erlös kommt „Ihnen leuchtet ein Licht“ zugute.) Literaturhaus Villa Clementine / Anmeldung bitte telefonisch unter 0179/91 77 352 oder per Mail an mail@susanne-kronenberg.de. Veranstalter: Literaturhaus Villa Clementine Historisch und bewährt abwechslungsreich geht es in der Villa Clementine zu, wenn die Krimispezialisten der Autorengruppe „Dostojewskis Erben“ zur Ring-Lesung einladen. In einem weiten Bogen werfen sie einen Blick in die Vergangenheit unserer Region: Waren tatsächlich Spenglerarbeiten Schuld am Brand der Wiesbadener Mauritiuskirche im Juli 1850? Was bewirkten die Separatisten im Jahr 1923 in Mainz und Wiesbaden? Wie erlebten die Wiesbadener den Besuch John F. Kennedys ein halbes Jahr vor seiner Ermordung? Wie konnte Axel Springer das Attentat im „Summer of Sixty-Nine“ überleben? Ein Festakt am Frauensteiner Goethestein deckt 1931 ein vergessenes Verbrechen auf, und ein Filmvorführer, der im ehemaligen UFA-Filmpalast am Marktplatz arbeitet, muss schmerzhaft lernen, dass das Gestern nie endet. Elf Autorinnen und Autoren aus RheinMain lesen jeweils dreimal diese und weitere Passagen aus ihren Kriminalromanen – und die Gäste wechseln den Schauplatz. Erleben Sie einen unterhaltsamen Krimiabend für einen guten Zweck.
Mit Karsten Eichner, Leila Emami, Christiane Geldmacher, Jürgen Heimbach, Peter Jackob, Bernd Köstering, Susanne Kronenberg, Richard Lifka, Alexander Pfeiffer, Belinda Vogt, Thorsten Weiß. Moderiert wird der literarisch-kriminelle Abend vom Ersten Kriminalhauptkommissar Peter Metzdorf aus Mainz.

Ringlesung Krimimärz Wiesbaden

Wiesbadener Krimimärz – Kriminelle Zeitreisen Benefiz-Lesung mit Dostojewskis Erben
Historisch und bewährt abwechslungsreich geht es in der Villa Clementine zu, wenn die Krimispezialisten der Autorengruppe „Dostojewskis Erben“ zur Ring-Lesung einladen. In einem weiten Bogen werfen sie einen Blick in die Vergangenheit unserer Region: Waren tatsächlich Spenglerarbeiten Schuld am Brand der Wiesbadener Mauritiuskirche im Juli 1850? Was bewirkten die Separatisten im Jahr 1923 in Mainz und Wiesbaden? Wie erlebten die Wiesbadener den Besuch John F. Kennedys ein halbes Jahr vor seiner Ermordung? Wie konnte Axel Springer das Attentat im „Summer of Sixty-Nine“ überleben? Ein Festakt am Frauensteiner Goethestein deckt 1931 ein vergessenes Verbrechen auf, und ein Filmvorführer, der im ehemaligen UFA-Filmpalast am Marktplatz arbeitet, muss schmerzhaft lernen, dass das Gestern nie endet. Elf Autorinnen und Autoren aus RheinMain lesen jeweils dreimal diese und weitere Passagen aus ihren Kriminalromanen – und die Gäste wechseln den Schauplatz. Erleben Sie einen unterhaltsamen Krimiabend für einen guten Zweck. Mit Karsten Eichner, Leila Emami, Christiane Geldmacher, Jürgen Heimbach, Peter Jackob, Bernd Köstering, Susanne Kronenberg, Richard Lifka, Alexander Pfeiffer, Belinda Vogt, Thorsten Weiß. Moderiert wird der literarisch-kriminelle Abend vom Ersten Kriminalhauptkommissar Peter Metzdorf aus Mainz. Freitag, der 16. März 2018, 19.30 Uhr
Eintritt: 8 Euro (Der Erlös kommt „Ihnen leuchtet ein Licht“ zugute.) <
Krimitag in Hofheim




Foto by Sabine Koeppen
Zum zweiten Mal durften wir mit dem Krimitag im Stadtmuseum Hofheim zu Gast sein. Bei ausverkauftem Haus! Dank an das Publikum, das die winterliche Anreise nicht gescheut hat, und alle Mitstreiter: Burkhardt Mohr, Leif Tewes, Ute Schusterreiter, Dietmar Thate, Belinda Vogt, Peter Jackob, Jürgen HeimbachThorsten WeißMarga RodmannRichard LifkaBernd Köstering, und nicht zuletzt dem Stadtmuseum Hofheim und der vhs Hofheim. Schon mal vormerken: 8.12.2018i

Ein Denkmal für Karlchen

WIESBADEN. Einmal dem Krimischreiben entrinnen. Dieses Ziel verfolgten 15 Mitglieder des Wiesbadener Autoren-Stammtischs "Dostojewskis Erben", als sie den Sammelband "Wiesbaden im Sommer" konzipierten. Vier der Beteiligten stellten das 150-seitige, im Kommunal- und Schul-Verlag erschienene Buch nun in der Buchhandlung Hugendubel vor.

Richard Lifka etwa setzt in dem Buch dem Schiersteiner Original Karlchen ein literarisches Denkmal. Karlchen war jahrelang Schiersteins einziger Obdachloser. Jeder im Ort kannte ihn. Er war dafür bekannt, zu fluchen wie "ein Rohrspatz", vor allem dann, wenn ihm die Kinder mal wieder seinen Hut vom Kopf geschlagen hatten. Geradezu legendär war auch Karlchens Liebe zu Hafenfest und Karneval: Mit einem Bollerwagen lief er bei allen Umzügen mit. Und beim Hafenfest half er den Schaustellern beim Aufbau: "In jener Zeit war er so glücklich, dass er sogar das Fluchen vergaß."

Während Lifka in dieser Erzählung Lokalkolorit in seiner besten Form versprüht, bleibt Wiesbaden in den übrigen drei vorgetragenen Geschichten nur Fassade. Sie könnten auch in jeder anderen Stadt spielen. Was aber freilich nichts über die Qualität der Geschichten aussagt.

Kriminale-Preisträgerin Christiane Geldmacher zum Beispiel steuerte eine erfrischend skurrile Kurzgeschichte zu "Wiesbaden im Sommer" bei. Nicht genug, dass darin Männer Kinder kriegen können. Nein, ihr Hauptdarsteller Gerald hat in seiner Wohnung auch eine Rutsche, mit der er vor ungebetenen Gästen Reißaus nimmt. Seiner Freundin Justina will er deshalb einen Mikrochip implantieren, damit seine Alarmanlage künftig nicht mehr anschlägt, wenn Justina wieder mal überraschend vor der Tür steht. Schließlich gehört Justina nicht zu den Personen, vor denen er per Rutschpartie fliehen will. Mit ihr nach Alaska reisen will er freilich auch nicht und fällt stattdessen in einen Winterschlaf - bis Justina im Frühjahr von ihrer Reise zurückkehrt.

Blind date im Museum

Dass man dem Krimischreiben entrinnen und beim Erzählen trotzdem Spannung aufbauen kann, das bewies indes Susanne Kronenberg. In ihrer Kurzgeschichte verfolgen wir Software-Entwickler Micha und Kunsthistorikerin Jula auf ihrem Blind date im Wiesbadener Museum. In der Lesung ließ Kronenberg dann tatsächlich offen, ob die beiden Mittvierziger sich im Gewühl der Ausstellungseröffnungen finden. "Wer das herausfinden will, sollte sich das Buch kaufen", meinte Kronenberg geschäftstüchtig.

Ebenfalls eine Liebesgeschichte steuerte Bernd Köstering bei. Der Autor der Goethe-Krimis, der eigentlich in Offenbach zu Hause ist, lässt im Westend unter der Überschrift "Zeitgerechtes Glücklichsein" ebenfalls zwei völlig unterschiedliche Charaktere aufeinander treffen: nämlich einen Speditionskaufmann und die Besitzerin eines Raucherclubs.

Wiesbadener Kurier Stadtausgabe vom 31.08.2015, Seite 19
Von Sven Rindfleisch

Stilgefühl für Atmosphärisches

WIESBADEN . Der Fantasie freien Lauf! So dachten 15 Autorinnen und Autoren, die ihrer Heimatstadt Wiesbaden ein luftiges Denkmal setzen wollten. Diesmal eben kein Krimi aus der Gruppe "Dostojewskis Erben", sondern jedes Genre, jedes Sujet, alle literarischen Möglichkeiten nutzen für eine kleine, leichte Geschichte. Dostojewski aber kommt auch vor.
Die im Raum bekannten Schriftstellerinnen Susanne Kronenberg und Christiane Geldmacher entwickelten die Idee ursprünglich für ein E-Book. Die Rückmeldungen aus der Kollegenschaft waren schnell und vielfältig. Alexander Pfeiffer etwa bot "Bleichstraßenpoesie" an, Leila Emani ein Papageien-Märchen,
Richard Lifka die Geschichte eines Wiesbadener Unikums und Rita Rosen ein Haibun (Erzählskizze mit Haiku). Zu kostbar für nur ein E-Book. Und also nutzte Professorin Rita Rosen ihre Verbindung zu ihrer früheren Hochschule Rhein-Main: Gregor Krisztian, Kollege aus dem Designer-Fach, wurde für die Gestaltung eines gedruckten Buches gewonnen. So leicht die Geschichten, so fein die Form, in der sie im Wiesbadener Kommunal- und Schul-Verlag nun vorliegen.

Professor Krisztian hatte sich vom "schönen Stoff" und den abwechslungsreichen Geschichten inspirieren lassen und eine dazu passende Gestaltung entworfen: schmaler Satzspiegel, originelle Anordnung der Seitenziffern, gestürzte Namen der Autoren/innen und ganzseitige Bilder. "Ich fotografiere immer," sagt der Hochschullehrer, ist mit den Geschichten aber noch einmal spazieren gegangen und hat vornehmlich Natureindrücke festgehalten. In gebrochenem Grünton, oder auch nato-oliv - wie ein Filter der ruhigen Eleganz, beschreiben die Autorinnen das professionelle Outfit ihrer Anthologie. Es wirkt bewusst nostalgisch, zauberhaft, wie aus einer anderen Zeit, sagen sie. Und der Designer umgekehrt ist vor allem angetan von den lyrischen Stücken, die im Band versammelt sind, weil ihre Bildsprache Platz lässt für die eigene Fantasie.
Die Schreibenden hatten ihre vorher losgeschickt - an den Schiersteiner Hafen, in den Biebricher Schlosspark, in den Warmen Damm, ins Westend-Café, ins Museum ... "Autorinnen und Autoren entdecken ihre Stadt" lautet der Übertitel auf dem Cover, auf dem die Mosburg (Foto: Stanislaw Chomicki) abgebildet ist. Bürgermeister Holger Goßmann zeigt sich erfreut über die Wiesbadener Kooperation und hat ein Grußwort geschrieben. Jetzt brauchen die "sommerlich angenehm leichten Geschichten" (Susanne Kronenberg) nur noch ihre klimatische Entsprechung - vielleicht am Samstag, wenn sie in der Villa Schnitzler gelesen werden. Krisztians drei Meter hohes Cover-Banner wird mit dabei sein.

Wiesbadener Kurier Stadtausgabe vom 24.06.2015, Seite 20
Von Viola Bolduan

Kleines Rotes auf Schwarz

RINGLESUNG "Mord-Spektakel" mit 14 lokalen und regionalen Krimiautorinnen und -autoren

WIESBADEN . Eine schwarze Hose im Schrank hat jede/r - ob Mann oder Frau. Insofern war die Kleiderordnung für die 14 Personen, die am Abend der Ring-Lesung im Literaturhaus auftraten, leicht zu bewältigen. Schwieriger dann schon das rote Accessoire, das auf dunklem Kleidungsgrund zur Erkennung der Syndikat-Autorinnen und -Autoren beitragen sollte. Schal, Krawatte, Einstecktuch, Nagellack und Lippenstift. Am 8. Dezember begehen die Krimischreibenden, eben auch die aus Wiesbaden und Umgebung, den Tag ihres Gedenkens an den Begründer des Genres Friedrich Glauser.
2014 12 08 Gruppenbild Villa Clementine Krimitag
Appetithappen Doris Gercke
Im Literaturhaus tun sie das aus dem Kreis von Dostojewskis Erben, der seit vier Jahren mit seinem "Mord-Spektakel" für die Zeitungs-Benefiz-Aktion "ihnen leuchtet ein Licht" alle Räume auf der Beletage füllt. "Zwei, drei Plätze sind noch frei". Kaum hat Moderator Richard Lifka sie im Roten Salon zum Auftakt entdeckt, muss er schnell einräumen: "Man kann gerne auch stehen", während die derzeitige Wiesbadener Krimi-Stipendiatin Doris Gercke den Auftakt macht. Die Autorin ist der "Appetithappen" zum Abschluss des Programms des diesjährigen Wiesbadener Krimiherbstes, während dessen sie auch ihren eigenen Auftritt hatte (wir berichteten).
Das Originelle dieser Ring-Lesung: Nach der Vollversammlung bei Doris Gercke im Roten Salon teilt sich das Publikum auf drei Säle, in den kurzen Pausen zwischendurch klumpt es sich auch vor einem reichhaltigen Büchertisch oder dem Getränkevorrat im Café. Der flämische Saal im hinteren Café-Bereich ist am Abend ebenso Lese-Saal wie der benachbarte Gelbe und Rote Salon.
Zug durch die Räume
Um alle 14 Lesestücke mitzubekommen, geht es also im halbstündigen Wechsel von dem einen in den anderen Raum. Für die Aktiven bedeutet es die dreimalige Wiederholung ihrer jeweiligen Lesestücke. Beim jeweils letzten Mal soll es am Lockersten zugegangen sein. Und jede/r hatte die Chance, eine dieser Finissagen mitzuerleben, bevor ganz zum Schluss aus der Lostrommel Bücher gezogen werden konnten.
In ihrer jeweiligen Selbstorganisation wählten die drei Krimi-Abschnitts-Lesegruppen eben auch ganz unterschiedliche Themen. Drei Männer (Karsten Eichner, Johannes Frumen und Bernd Köstering) waren mutig genug, neben Belinda Vogt "Mit den Augen der Frau" zu schauen (und vorher auch so zu schreiben); "very british" und filmisch inszenierte sich das "Kino kriminale" mit Alexander Pfeiffer, Richard Lifka und dem Duo Eva Lirot/Hughes Schlueter; und "Verfolgungsjagden" wagten im Café Susanne Kronenberg, Christiane Geldmacher, Fenna Williams, Leila Emami und Jürgen Heimbach.
Unterschiedliche Stile und Stimmlagen bringen Abwechslung, liebevoll arrangierter Dekor (Kerzen-Promenade auf rotem Samttuch im Café!) sorgt für mehr heimelige denn unheimliche Atmosphäre, Wiedererkennbarkeit von Themen und Szenen ist gewollt, denn alle lesen aus bereits veröffentlichten Krimis in Sammelband oder Buch. Die Spannbreite ist groß - auch wenn es nur Spannungsspritzer sind, die auf diese Weise das Publikum erreichen. Die ansteckende Wirkung liegt in der Kurzweiligkeit des gesamten Spektakels.
Wiesbadener Kurier vom 10.12.2014, Seite 21
Von Viola Bolduan

Krimi-Autor mit Anrecht auf Einzelzelle

 

RHEINGAU-LITERATUR-FESTIVAL Ulrich Wickert zu Gast auf Schloss Johannisberg / Lesung aus "Das marokkanische Mädchen"

So sehr der Moderator Heiner Boehncke auch insistierte, endlich mal einen Hamburg-Krimi von Ulrich Wickert lesen zu dürfen, blieb der Autor dabei: Seine Kriminalromane sind in Frankreich angesiedelt und werden es weiterhin sein. Genauer gesagt: Paris. Warum auch nicht. Lebte der Gast beim diesjährigen Rheingau Literatur Festival nicht nur viele Jahre in Paris, leitete lange Zeit das Pariser ARD-Studio, gilt als ausgesprochener Frankreichkenner und erhielt 2005 den Titel "Offizier der französischen Ehrenlegion". "Was den Vorteil hat, wenn ich mal ins Gefängnis muss, das Anrecht auf eine Einzelzelle zu haben und mir mein Essen aus einem Restaurant bringen lassen kann", so Wickert über diese Auszeichnung.
Ulrich Wickert
Aber es sprächen noch weitere Gründe für den Handlungsort Paris. So sei die Kriminalität in Deutschland eher mittelmäßig im Vergleich zu Italien mit seiner Mafia und Frankreich mit seiner korrupten Regierung. Außerdem gäbe es die Position des Untersuchungsrichters, der uneingeschränkt ermitteln kann. Dies sei für ihn der Ausschlag für seinen Protagonisten Jacques Ricou gewesen. Natürlich konnte die Chance, einen derartigen Kenner unseres westlichen Nachbarn nicht ungenutzt bleiben, um ihn nicht nach den aktuellen Beziehungsproblemen zwischen den beiden Ländern zu befragen. Eine halbe Stunde lang stand der ehemalige Tagesthemen-Moderator Rede und Antwort, bevor er aus seinem neuen Roman "Das marokkanische Mädchen" vorlas. Fünf Abschnitte bekamen die Zuhörer im voll besetzten "Fürst-von-Metternich-Saal" zu hören. Fünf Abschnitte, die mit einer Überschrift eingeleitet und jeweils aus einer anderen Perspektive erzählt werden. Da gibt es einen Auftragskiller, einen französischen und englischen Radrennfahrer und einen marokkanischen Kleinkriminellen, der mit Freund, Ehefrau und Tochter unterwegs zu einem Deal ist. Schnell ist klar, worauf das hinauslaufen wird. Bevor die gefesselt zuhörenden Besucher in die Pause gingen, wurden sie Zeugen eines vierfachen Mordes.
Auch im zweiten Teil des Abends ging es wieder um Frankreich. Zur Diskussion stand die unterschiedliche Interpretation des Begriffes Kultur in den beiden Ländern, festgemacht an der Auffassung von Kultur und Zivilisation. Wickerts klare Aussage dazu: "Ein zivilisierter Mensch ist mir wesentlich lieber als ein kultivierter." Was dann die Überleitung zu Jacques Ricou bildete, dem Genussmenschen und der Hauptfigur aller fünf Kriminalromane.
Spannende Fragen
Die zweite Textpassage, die Wickert las, stellte den Protagonisten vor, beschrieb ihn bei seinem allmorgendlichen Ritual: Im Lieblingsbistro Zeitung lesen, dabei ein oder zwei noch warme Croissants in den Café au Lait tunken. Wem da nicht sehnsüchtige Bilder in den Kopf kamen? Noch stundenlang hätte man Wickert zuhören können, hätte ihm viele Fragen stellen und vor allem wissen wollen, wie die Kriminalgeschichte sich fortentwickelt. Für Fragen war keine Zeit mehr. Wie es mit dem versteckten marokkanischen Mädchen weitergeht, kann und sollte jeder selbst lesen. Garantiert eine informative und spannende Unterhaltung.

Wiesbadener Kurier Rheingau vom 26.09.2014, Seite 22